Mittwoch, 6. Oktober 2010

Goldene Worte vom kleinen Prinz

Heute ist die zehnte Wiederkehr des Tages, an dem meine Exfreundin und ich erstmals online getroffen haben. Am Anfang war unser Verhältnis prima, aber es ist schlecht geworden, mit dem letzten Resultat, daß unser Bruch nicht gütlich war. Normalerweise kann ich meine Gefühle in Grenzen halten und die Wiederkehr vorbeigehen lassen, ohne viele Rücksicht auf dem Ausdruck des Tages. Aber heute ist unterschiedlich, nicht nur wegen der Meilenstein, sondern auch, weil der Tag mich vorgemacht hat, wie rücksichtslos die Leute sein können.

Wie gewöhnlich bin ich nach Starbucks gegangen, um mich an unser Verhältnis zu erinnern. Aber dieser Starbucks hatte einen oben Gastraum permanent geschlossen, und die Tische unten waren alle besetzt. Irgendwie ist das nicht die Gleiche, etwas bei einem Starbucks anzuschaffen und das Mahl nicht da essen zu können--besonders, wenn man allein sein will. Dann bin ich in das Einkaufszentrum an der anderen Seite der Straße gegangen und habe alle seine Tische besetzt gefunden. Ich konnte nur nach einem Stuhl oder einer Bank in einem der Gänge des Einkaufszentrums--und sie alle sind in einem gewissen Grad besetzt gewesen. Also, nachdem ich die letzte ungefähre zwanzig Minuten im Versuch aufgebracht habe, einen Sitzplatz zu finden, habe ich endlich an eine Bank neben einem Mülleimer gesessen und mich vorbereitet, mein Trostessen zu essen.

Was für ein Beispiel, im falschen Ort an der falschen Zeit zu sein! Einer der Pförtner ist zu mir gekommen und hat gewollt, den Mülleimerdeckel abzunehmen, um den Müllsack da drin umzutauschen--und nachdem ich gerade gesessen habe und mein Essen darauf gelegen habe. Wie gefühllos könnte er sein, zu denken, daß seine Arbeit wichtig sei und nicht mein Bedarf für Gefühlraum?

Ich will mit euch etwas von Antoine de St. Exupérys Der kleine Prinz teilen, wo eine ähnliche Situation zwischen dem Prinz und dem Erzähler passiert. Der Erzähler ist mit seiner Arbeit an seinem Flugzeugtriebwerk beschäftigt, und hält seine Arbeit für „ein wichtiges Ding“.

Verärgert, und ganz blaß vor Zorn, sagt der Prinz: „Ich kenne einen Planeten, auf dem ein puterroter Herr haust. Er hat nie den Duft einer Blume geatmet. Er hat nie einen Stern angeschaut. Er hat nie jemanden geliebt. Er hat nie etwas anderes als Additionen gemacht. Und den ganzen Tag wiederholt er wie du: ,Ich bin ein ernsthafter Mann! Ich bin ein ernsthafter Mann!‘ Und das macht ihn ganz geschwollen vor Hochmut. Aber das ist kein Mensch, das ist ein Schwamm...

„Es sind nun Millionen Jahre, daß die Blumen Dornen hervorbringen. Es sind Millionen Jahre, daß die Schafe trotzdem die Blumen fressen. Und du findest es unwichtig, wenn man wissen möchte, warum sie sich so viel Mühe geben, Dornen hervorzubringen, die zu nichts Zweck haben? Dieser Kampf der Schafe mit den Blumen soll unwichtig sein? Weniger ernsthaft als die Additionen eines dicken, roten Mannes? Und wenn ich eine Blume kenne, die es in der ganzen Welt nur ein einziges Mal gibt, nirgends anders als auf meinem kleinen Planeten, und wenn ein kleines Schaf, ohne zu wissen, was es tut, diese Blume eines Morgens so mit einem einzigen Biß auslöschen kann--das soll nicht wichtig sein?!

„Wenn einer eine Blume liebt, die es nur ein einziges Mal gibt auf allen Millionen und Millionen Sternen, dann genügt es ihm völlig, daß er zu ihnen hinaufschaut, um glücklich zu sein. Er sagt sich, ,Meine Blume ist da oben, irgendwo...‘ Wenn aber das Schaf die Blume frißt, so ist es für ihn, als wären plötzlich alle Sterne ausgelöscht! Und das soll nicht wichtig sein?“

Meine Exfreundin war mir diese einzigartige Blume. Obwohl es ist wahr, daß der Pförtner meine Situation nicht vorgesehen haben könnte, hat es überhaupt nichts gegeben, zu verhindern, daß er antizipierte, daß ich mein Gefühlsraum brauchen würde. Könnte er nicht nach den Anderen seiner Mülleimern gegangen und dann, etwa fünfzig Minuten später, zurück nach dem Mülleimer kehren sein, neben dem ich gesessen habe?

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie verletzt ich bin--nicht nur wegen des Pförtners Grausamkeit, sondern auch wegen seiner Ablehnung, sich bei mir zu entschuldigen, nachdem ich erklärt habe, was heute mir bedeutet. Es war ihm egal: „Ich habe Arbeit zu tun.“ Na, ich habe ein Verhältnis zu trauern. Und in seinen Augen ist das unwichtig?

Der kleine Prinz fängt an zu schluchzen, wie ich nahe daran gewesen bin. „Die Nacht war hereingebrochen,“ schreibt der Erzähler. „Ich hatte mein Werkzeug weggelegt. Mein Hammer, mein Bolzen, der Durst und der Tod, alles war mir gleichgültig. Es galt auf einem Stern, einem Planeten, auf dem meinigen, hier auf der Erde, einen kleinen Prinzen zu trösten!...Ich kam mir sehr ungeschickt vor. Ich wußte nicht, wie ich zu ihm gelangen, wo ich ihn erreichen konnte...Es ist so geheimnisvoll, das Land der Tränen.“

Goldene Worte. Ich wünsche, daß mehr Leute sie folgen würden...

Keine Kommentare: